#erinnerungteilen – Der 76. Jahrestag der Befreiung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Das Programm des diesjährigen digitalen Jahrestags der Befreiung des Frauenkonzentrationslager Ravensbrück rückt unter anderen die Perspektiven von Angehörigen ehemaliger KZ-Inhaftierter in den Mittelpunkt. Sie kommen in digitalen Veranstaltungen und in Kurzinterviews zu Wort, die als Videos abrufbar sind. Hier finden Sie die Beiträge und das weitere Programm:
Häftlingsküche nach der Befreiung, Mai 1945, Fotograf/in unbekannt,
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Foto 1032
Befreiung 1945
Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Ravensbrück mit den ca. 2.000 dort zurückgelassenen Kranken.
Mit der Befreiung war das Leid für einen Großteil der Frauen, Männer und Kinder jedoch nicht vorbei.
„Ich kann keine Blumen mehr zeichnen“, schrieb die bildende Künstlerin Helen Ernst in einem Brief zwei Jahre nach ihrer Befreiung aus der Haft in Ravensbrück. Wie ihr erging es vielen, die sich nach dem Krieg ganz neu in ihr Leben einfinden mussten, oftmals niemanden mehr zu Hause anfanden oder auch in einem fremden Land neu anfangen mussten. – Verfolgt von ihren Erinnerungen und Erfahrungen.
Durch die Verlegung der Häftlinge aus den östlich gelegenen Lagern, die Transporte aus Ungarn sowie aus dem zerstörten Warschau wurden ab Spätsommer 1944 Tausende von Häftlingen nach Ravensbrück deportiert, was die verheerenden Lebensumstände im Lager deutlich verschlechterte. Anfang 1945 begann die SS, ältere, kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge zur Ermordung auszuwählen. Etwa 6.000 Häftlingsfrauen wurden in einer neu eingerichteten Sterbezone auf dem Gelände des ehemaligen „Jugendschutzlagers Uckermark“ und in einer provisorischen Gaskammer in unmittelbarer Nähe zum Krematorium ermordet oder in dessen Nähe erschossen.
Seit dem 21. April 1945 wurden etwa 7.500 Häftlinge durch das Dänische und Schwedische Rote Kreuz nach Skandinavien evakuiert. Am 27. und 28. April räumte die SS das Lager und trieb die marschfähigen Häftlinge gen Nordwesten. Im Lager verblieben etwa 3.000 kranke und geschwächte Frauen und Männer, als am 30. April 1945 ein Vorauskommando der 2. Belorussischen Front das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück erreichte. Die Militärärzte übernahmen umgehend die ärztliche Versorgung, aber trotzdem starben in den Wochen danach weitere Frauen und Männer an Krankheiten und völliger Erschöpfung.
Viele der Überlebenden leiden bis heute an den Folgen der Haft, die nicht nur sie, sondern auch ihre Familien tief geprägt haben.
Der Jahrestag der Befreiung im April ist alljährlich Anlass für Menschen aus der ganzen Welt, an den Sieg über den Nationalsozialismus wie auch die begangenen Verbrechen in den Lagern zu erinnern. Es sind insbesondere die Fotografien, die während und nach der Befreiung der Lager aufgenommen wurden, die unser Bild von Tod und Krankheit an diesen Orten prägen.
In der folgenden Bildergalerie finden Sie Fotografien aus dem Frühjahr und Sommer 1945, welche die Befreiung in Momentaufnahmen zeigen.
Auf dem Weg in die Heimat: eine Gruppe tschechischer Frauen von Ravensbrück nach Prag, erster Halt auf tschechischem Boden, Ende Mai 1945
Ehemalige Ravensbrück-Häftlinge vor ihrer Heimreise in die Sowjetunion, Fürstenberg, Sommer 1945
Pflege und medizinische Versorgung der Überlebenden durch ehemalige Häftlinge in Ravensbrück, Mai 1945
Rettungsaktion des Schwedischen Roten Kreuzes April 1945; Ankunft in Schweden. Nach kurzem Zwischenhalt verlassen die befreiten Häftlinge aus Ravensbrück die Quarantänestation in Padborg (Dänemark) um mit Zügen weiter nach Schweden zu fahren.
Alle unsere Online-Veranstaltungen finden live statt. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und spannende Gespräche!
Dokumentation der zentralen Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag der Befreiung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Die Initiative gedenkt lesbischer Frauen, die im Konzentrationslager Ravensbrück und „Jugendschutzhaftlager Uckermark“ inhaftiert waren. Eine Veranstaltung der Initiative Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich
Sprache: Deutsch
Eine Projektgruppe aus Bielefeld erinnert seit vielen Jahren jedes Jahr an jene Frauen, die aus dem KZ Ravensbrück in andere Lager gebracht wurden, um Sex-Zwangsarbeit zu leisten. Im Jahr 2020 wurde auf Betreiben dieser Initiative ein Gedenkzeichen in der Gedenkstätte an diese Frauen errichtet. Eine Veranstaltung der Projektgruppe Ravensbrück (Bielefeld)
Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln
Eine Jugendinitiative engagiert sich intensiv für eine Kennzeichnung des ehemaligen Außenlagers des Konzentrationslagers Ravensbrück in Grüneberg. Zum 76. Jahrestag der Befreiung enthüllt die Initiative eine Gedenktafel.
Eine Veranstaltung der Jugendinitiative Grüneberg ERINNERT / überLAGERt
Sprachen: Deutsch mit englischen Untertiteln
Die Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. erinnert jedes Jahr am sowjetischen Ehrenmal mit Ansprachen und Musik an die Befreiung durch die Rote Armee.
Weitere Videos der Lagergemeinschaft Ravensbrück finden sich hier:
https://lg-ravensbrueck.vvn-bda.de
Sprachen: Deutsch und Russisch mit Untertiteln
Der Autor und die Mitarbeiterin der Gedenkstätte Hannah Sprute sprechen über die im März 2021 erschienene Grafic Novel „Die Geschichte von Francine R.“. Sie basiert auf einem Interview mit einer Ravensbrück-Überlebenden, das Boris Golzio in einfühlsame Bilder umsetzte.
Sprachen: Französisch mit deutschen Untertiteln
Mit Marie-France Cabeza-Marnet, Vertreterin der Amicale de Ravensbrück en France, und Dr. Insa Eschebach, vormalige Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und Carsten Hinz, Übersetzer des Buches ins Deutsche
Moderation: Thomas Kunz, Mitarbeiter der Gedenkstätte Ravensbrück
Die Teilnehmer*innen diskutieren über die im November 2020 im Metropol-Verlag in deutscher Übersetzung erschienene Publikation „Französinnen in Ravensbrück“. Diese Gruppenbiografie aus dem Jahr 1965 stellt eines der ersten und umfassenden Werke zur französischen Haftgruppe dar und prägt das Bild über die Französinnen im Lager nachhaltig.
Sprachen: Französisch und Deutsch
Das Internationale Ravensbrück Komitee hat in Kooperation mit der Gedenkstätte Ravensbrück die Portrait-Ausstellung „Faces of Europe“ entwickelt, die ab April 2021 für Einzelbesuchende der Gedenkstätte zu besichtigen sein soll. Darin stellen Töchter und ein Sohn ihre Mütter als großformatige Schwarz-weiß-Fotografien vor und berichten aus ihrem Verhältnis und ihren Erinnerungen. Die Texte sind in acht Sprachen übersetzt.
Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln
Ihr seid nicht vergessen! Wir gedenken und erinnern gemeinsam der Ermordeten und Überlebenden des KZ Uckermark und des Vernichtungsorts.
Ein Film der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. und Marek Barwikowski (Sohn der Uckermark-Überlebenden Łucja Barwikowska)
Weitere Beiträge unter:
http://www.gedenkort-kz-uckermark.de/info/aktuelles.htm
Sprache: Deutsch, Polnisch
Die Autor*innen Dr. Helga Amesberger, Dr. Brigitte Halbmayr und Simon Clemens stellen die ihre Forschung über Frauen im Widerstand in Österreich und die Erfahrungen der Kinder jener Frauen vor. Sie verbinden dabei die Biografien der Mütter mit den Perspektiven der zweiten Generation und nehmen dabei eine gezielte Gender-Perspektive ein.
Die Autorin Dr. Veronika Duma stellt die Biografie der Widerstandskämpferin und Sozialdemokratin Rosa Jochmann vor, die von 1940 bis 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert war. Nach der Befreiung engagierte sich Rosa Jochmann als Zeitzeugin.
Die Autorinnen Dr. Helga Amesberger, Dr. Brigitte Halbmayr und Elke Rajal präsentieren die beiden Publikationen „‚Arbeitsscheu und moralisch verkommen.‘ Verfolgung von Frauen als ‚Asoziale‘ im Nationalsozialismus“ (mandelbaum, 2020) und „Stigma asozial. Geschlechtsspezifische Zuschreibungen, behördliche Routinen und Orte der Verfolgung im Nationalsozialismus“ (mandelbaum, 2020) und knüpfen damit auch an die aktuellen Debatten um Anerkennung von als „asozial“ verfolgten Frauen an.
Faces of Europe
Das Internationale Ravensbrück Komitee hat in Kooperation mit der Gedenkstätte Ravensbrück die Portrait-Ausstellung „Faces of Europe“ entwickelt, die ab April 2021 für Einzelbesuchende der Gedenkstätte zu besichtigen sein soll. Darin stellen Töchter und ein Sohn ihre Mütter als großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien vor und berichten aus ihrem Verhältnis und ihren Erinnerungen. Die Texte sind in acht Sprachen übersetzt.
Unter „Weitere Videos“ finden Sie ab dem 18. April 2021 die digitale Eröffnung der Ausstellung.
Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln
Skulpturen von Zofia Pociłowska-Kann
Die Gedenkstätte Ravensbrück präsentiert ab April 2021 eine Open-Air-Ausstellung mit einigen Werken der Bildhauerin Zofia Pociłowska-Kann (1920−2019) in Kooperation mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humbold-Universität zu Berlin. Die Künstlerin schnitzte während ihrer Haft im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück eine Vielzahl von Miniaturen. Nach dem Krieg kehrte sie nach Polen zurück und wurde zu einer bedeutenden Bildhauerin. Zum Jahrestag der Befreiung präsentiert die Gedenkstätte die Skulpturen in den Social-Media-Kanälen:
Instagram: @ravensbrueck.memorial
Twitter: @ravensbrueck
Facebook: @GedenkstaetteRavensbrueck
Mehr Informationen zu den Ausstellungen unter www.ravensbrueck-sbg.de
Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten | Heinrich-Grüber-Platz 3 | 16515 Oranienburg | Germany
Instagram ravensbrueck.memorial